GOHLIS

Lage: Kreis Meißen (Sachsen)
Einwohner: 106 (Stand: 31.12.2023)
Dorfform: sackgassenartiger Bauernweiler
Flurform: gelängeartige Streifenflur
Gemarkungsgröße: ca. 146ha
Höhe: 140m - 179m über NN
GPS: 51° 11′ 43″ N, 13° 34′ 5″ E

- CHRONIK -

14. Jh. - 15. Jh.
In Aufzeichnungen aus früheren Zeiten taucht die heutige Ortschaft Gohlis mit verschiedenen Schreibweisen auf. So wurde es beispielsweise Golicz, Gohles, Golus oder auch Golisch genannt.

1433
Urkundlich belegt ist der Kauf der Ortschaften Obir Auwe, Gohles und der damals bereits aufgegebenen Ländereien des ehemaligen Dorfes Droschkewicz durch Bernhard von Miltitz.
Zum 18. Juni 1433 erhielt Bernhard v. Miltitz, vom damaligen Herzog Friedrich I., dem Streitbaren, das Lehnsrecht mitsamt der allumfassenden Gerichtbarkeit über diese Ländereien.

1436
Zu Jahresbeginn 1436 verkaufte Bernhard von Miltitz die drei Ortschaften Obir Auwe, Gohles  und die Ländereien des ehemaligen Dorfes Droschkewicz, mit allen Rechten und dem Kirchlehn (Patronat) an das damalige Zisterzienserkloster Zelle (heute: Altzella, bei Nossen). Rechtlich anerkannt wurde der Verkauf durch ein Dokument der damaligen sächsischen Herzöge Friedrich II., Sigmund und Wilhelm zu Sachsen.

1550
Als im Zuge der Reformation (in Sachsen: 1539-1540) alle kirchlichen Güter wieder verkauft werden mussten und somit auch das Kloster Altzella seine Güter veräußerte, gelangte die Ortschaft Oberau in den Besitz eines Kaspar von Ziegelheim. Dieser verkaufte die Ortschaft und das zugehörige Gohlis im Jahr 1550 an den Oberamtshauptmann des Meißner Kreises Ernst von Miltitz für 5500 Gulden.

1626-1640 

In der Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) kam es innerhalb des damaligen deutschen Reiches zu mehreren größeren Pestausbrüchen denen mehrere tausend Menschen zum Opfer fallen. Während einer ausgedehnten Pestepidemie im Jahre 1625 starben in der Ortschaft Gohlis insgesamt 14 Personen nach einer Infektion.

1750
An der damaligen Straße von Oberau nach Gohlis wurde die erste, sogenannte "Buschmühle" errichtet. Teile des damaligen Dammes sind auch heutzutage noch erkennbar.

1769
Am 24. Juni 1769, etwa um Mitternacht ging über der Region ein solch starker Regen nieder das der Buschmühlenteich über die Ufer trat und das Mühlengebäude stark beschädigt wurde. Die damaligen Bewohner retteten sich auf den Pfarrweinberg. Die "Buschmühle" wurde später an selber Stelle wieder neu errichtet.

1799
Ein gewaltiger Regenschauer ließ zwei Oberauer Teiche sowie den Buschmühlenteich zu Gohlis bersten. Dies führte zu einer zerstörerischen Überschwemmung in Oberau und Niederau. Die Gebäude der "Buschmühle" wurden abermals schwer beschädigt. Den darauffolgenden Neubau versetzte man aber an seinen heutigen Standort, ans Ende des Taleinschnittes. Auch diesmal wurde der Niederauer Dorfbach wieder zu einem See aufgestaut.


1813 

Vom 6. bis 9. Mai 1813, zur Zeit der Napolionischen Kriege (1799-1816), lagerte auf den Ländereien zwischen Bohnitzsch, Gröbern und Ockrilla ein großes Aufgebot von alliierten preußischen und russischen Armeetruppen. Vom 4. bis 9. August desselben Jahres lagerten erneut preußische sowie russische Soldaten in der Gegend von Gohlis, Gröbern und Ockrilla. Dieses mal waren dabei die beiden deutschen Generäle Gebhard Leberecht v. Blücher und Ludwig Yorck v. Wartenburg direkt im Ort Gröbern einquartiert.

1820 

Zu Beginn des 19. Jahrhundert wurde in der ländlichen Umgebung eine sogenannte “wandernde Schule” betrieben, bei der ein, von der jeweiligen Gemeinde ausgewählter, konfirmierter Kinderlehrer die Kinder der Ortschaften jeweils einige Wochenstunden in deren Privathaushalten unterrichtete. 


Die Ortschaft Gohlis bestand zu damaliger Zeit aus insgesamt 29 Häusern und zählte 260 Einwohner.

ehem. Gut Karl Zimmermann / 1930er

ehem. Gasthaus Gohlis / heute: Wohnhaus

Familienleben / 1946

FFW-Übung zur Brandschutzwoche / Buschmühlenteich / 1949

1841
In diesem Jahr zählt Gohlis bereits 360 Einwohner und besteht aus 44 Häusern.

1890
In diesem Jahr wird dem damaligen Besitzer der “Buschmühle”, Moritz Wilhelm Tiegel, das Schankrecht erteilt. Daraufhin errichtet dieser zusätzlich zum Mühlenbetrieb eine Gaststätte. Im selben Jahr wurde auch das Gebäude des späteren "Gasthaus Gohlis" erbaut.

1899
In der Nacht vom 28. Mai auf den 29. Mai kam es infolge eines starken Gewitterregens wieder zu Überschwemmungen und einer starken Beschädigung der "Buschmühle". Nachdem man das Gebäude ein drittes Mal neu errichtet hatte wurde die bisherige Staukonstruktion durch eine massive, 2 Meter dicke Staumauer ersetzt.

1924
In diesem Jahr wird der eigentliche Mühlenbetrieb der “Buschmühle” endgültig eingestellt und das Gebäude fungiert somit nur noch als Gaststätte.

1927
Die Brüder Gerhard & Günther Keil fanden etwa 750m südöstliche von Gohlis, nahe dem Waldrand, 5 Scherben verschiedener Tongefäße. Diese wurden später auf die mittlere bis frühe Bronzezeit (ca. 1600 - 800 v. Chr.) datiert. Dies weißt heute auf eine, vor mindestens 3500 Jahre begonnene, Besiedlung der Umgebung hin.

1928
In diesem Jahr gegründete sich der, mittlerweile nicht mehr existente, Schießklub "Freischütz" in Gohlis.

1936
Die offizielle Eingemeindung von Gohlis zur Ortschaft Oberau fand am 1. Juni 1936 statt. Die eigentlichen Verhandlungen begannen bereits 1934. Die endgültige Entscheidung geriet aber durch diverse Querelen immer wieder in Verzug.

1943-1945
Auch an Gohlis ging der 2. Weltkrieg nicht spurlos vorbei. So errichtete z.B. der Gohliser "Volkssturm" eine Panzersperre am Bahntunnel Richtung Oberau. Auf dem heutigen Gelände des Wohnhauses Steinbergstr. 1b war zudem eine Vierlingsflak (Flugabwehrgeschütz) aufgestellt worden, mit welcher eine russische Stellung auf dem "Wasserberg" nahe Großdobritz beschossen wurde. Zeugenaussagen zufolge fand auf Gohliser Grund auch eine Hinrichtung an zehn gefangengenommenen russischen Soldaten statt.

1947
Ein kleiner, verschlammter Wassertümpel auf der Steinbergstraße wurde 1947 fachmännisch ausgehoben, mit Natursteinen befestigt und diente seitdem als Feuerlöschteich.

1950
Mit einem einstimmigen Gemeinderatsbeschluß werden die beiden Ortschaften Oberau und Gohlis zum 20. Mai 1950 offiziell zur Ortschaft Niederau eingemeindet.

Heuernte am Gohlisberg / 1961

Heuernte am Gohlisberg / 1961

Dammbruch "Buschmühle" / 1958 (Foto: JB)

Dammbruch "Buschmühle" / 1958 (Foto: JB)

1953

In diesem Jahr erfolgte am Gebäude der “Buschmühle” ein umfangreicher Umbau. Es wurde unter anderem ein zusätzliches Stockwerk aufgesetzt, welches seitdem für Gästezimmer und Küchenräume dient.

1958
Ein Dammbruch am Teich der "Buschmühle" führte am 5./6. Juni 1958 zu einem starken Hochwasser des Niederauer Dorfbaches und zu Überschwemmungen in Oberau und Niederau.

1971
Das ehemalige "Gasthaus Gohlis" wurde der LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) von den heutigen Bewohnern abgekauft und zu einem Wohnhaus umfunktioniert. Einzige Auflage war die Aufrechterhaltung des Getränkeverkaufes, welcher von den Besitzern noch bis ins Jahr 1992 weitergeführt wurde.

1975
Im Juni 1975 fand man auf den Ländereien westlich von Gohlis (neben der heutigen Radeburger Straße) eine Anzahl von Einzelscherben welche später auf die jüngere Bronzezeit (ca. 1300 - 800 v. Chr.) datiert wurden. (siehe auch 2017)

1984/1988
Von der Gemeinde Niederau wurde die Firma ZGE Meloration beauftragt den Buschmühlenteich zu entschlammen. Insgesamt wurden dabei rund 5000m³ Teichboden und Verschlammung ausgehoben. Leider litt darunter in den Folgejahren die Dichtigkeit des Teiches, wodurch die Firma ZGE Meloration im Jahre 1988 dazu gezwungen war Abdichtarbeiten am Teich durchzuführen.

1989-1993
Bis zum Jahre 1989 diente die "Buschmühle" nicht nur als Gaststätte sondern auch als Betriebsferienheim des damaligen Stahl- und Walzwerkes Riesa (heute:  Elbe-Stahlwerke Feralpi GmbH). Nach der politischen Wende und der Auflösung der DDR übernahm Katharina Hientzsch die desolaten Gebäude der "Buschmühle" und begann mit deren umfangreichen Restaurierungen. Nach erfolgreichem Umbau wurde die "Buschmühle" am 8. April 1993 als Gaststätte und Pension wiedereröffnet.
 

1994
Im Zuge der Gemeindegebietsreform schließen sich die damalige Gemeinde Niederau (Oberau, Gohlis, Niederau) und die Ortschaften Großdobritz, Gröbern, Jessen und Ockrilla zum 1. Januar 1994 offiziell zur Großgemeinde Niederau zusammen. 


1996
In diesem Jahr zählt die Großgemeinde Niederau insgesamt 4176 Einwohner (männlich: 2055, weiblich 2121).

2001
Der 1. Januar des Jahres 2001 bedeutete einen “Generationswechsel” für die “Buschmühle”. Die ehemalige Betreiberin Katharina Hientzsch übergab den Familienbetrieb offiziell an ihren Sohn Kay-Uwe Hientzsch.

2017
Im Jahr 2017 wurde das, bereits 1975 erstmals untersuchte, Areal westlich von Gohlis (neben Radeburger Straße) im Zuge einer Gasleitungsverrohrung nochmals archäologisch untersucht. Dabei wurden, als potentieller Nachweis einer eventuell hier bestandenen bronzezeitlichen Siedlung, zwei Pfostenbauten gefunden. Diese wiesen einen sogenannten zweischiffigen Aufbau auf und hatte die Maße von 8 x 5m. Dieser, in die sogenannte "Lausitzer Kultur" (ca. 1500 - 700 v. Chr.) einzuordnende Fund wurde damals auf die Zeit von etwa 1100 Jahre v. Chr. datiert.
 

2019 

Am 21. Mai 2019 wurde das neu angefertigte, stählerne Mühlrad der “Buschmühle” offiziell eingeweiht. Hergestellt wurde es vom Riesaer Ingenieur und Schmiedemeister Werner Richter.

Recherchen:  S. Sang, R. Hoffmann    Stand:  April 2024

Hauptgebäude, Buschmühle (1990)

restauriertes Mühlrad / 1995 (Foto: L. Loose)

restauriertes Mühlrad / 2022 (Foto: HR)


FFW Gohlis (um 1998)