GROSSDOBRITZ
Lage: Kreis Meißen (Sachsen)
Einwohner: 368 (Stand: 31.12.2023)
Dorfform: Straßenangerdorf
Flurform: Gewannflur, Streifenflur
Gemarkungsgröße: ca. 806ha
Höhe: 146m - 198m über NN
GPS: 51° 12' 50.0" N , 13° 34' 10.0" E
- CHRONIK -
1350
Im Lehnbuch Friedrich des III., auch genannt "der Strenge", einst Markgraf von Meißen und Landgraf von Thüringen, wurde die heutige Ortschaft Großdobritz urkundlich erstmals als Doberwicz erwähnt.
22. Mai 1369
In einer Urkunde des Domkapitels Meißen erscheint erstmalig der damalige Ortsname von Großdobritz in Verbindung mit dem lateinischen Wort für “groß” als magnae Dobrowicz.
1378
Im 1378 erstellten Einkünfteverzeichnis der thüringischen Landgrafen und Markgrafen zu Meißen, dem „Registrum dominorum marchionum Missnensium“, wird die heutige Ortschaft Großdobritz als Doberwicz magnum erwähnt.
28. September 1396
In einer Urkunde, in welcher der Probst und der Convent des Meißner Augustiner-Chorherrenstifts St. Afra beurkunden, das ihnen ihr Mitbruder Nicolaus von Naumburg einige Geldzinsen überlassen habe, wird die heutige Ortschaft Großdobritz als maiori Dobruicz erwähnt.
1444
Die Ortschaft Großdobritz war zu damaliger Zeit in den sogenannten “Bierkrieg” verwickelt. Das Dorf wurde gezwungen das Bier aus der Stadt Meißen zu beziehen. Der Besitzer des örtlichen Gasthofes weigerte sich aber, weiterhin das schlecht schmeckende Bier aus Meißen zu beziehen. Andere Gastwirte in der näheren Umgebung taten es ihm gleich und bezogen statt dessen lieber das bessere Freybergische Bier. Zur Strafe gegen diese Auflehnung untersagte die Stadt Meißen den gesamten Ausschank und verbot den Bezug des Freiberger Bieres sogar durch eine amtliche Verordnung.
1460
Die erste urkundliche Erwähnung einer Kirche in Großdobritz fand angeblich im Jahre 1460 statt. In dieser Niederschrift wurden aber keine näheren Angaben über die mögliche Beschaffenheit des Gebäudes oder dessen Aussehen gemacht. Lediglich die Bezeichnung als eine Kapelle läßt auf eine eher geringe Größe und Unscheinbarkeit schließen. Zusätzlich wurde erwähnt, das sie aus Holz erbaut war.
1539
In einem Visitationsprotokoll aus dem Jahre 1539 wird eine im Ort befindliche Custodia (Küsterei) erwähnt. Sie wurde dabei als eine ziemlich verwahrloste, renovierungsbedürftige und enge Behausung beschrieben. Das Küstereigebäude, welches ein einfacher Holzbau mit Strohbedeckung gewesen sein soll, befand sich zu damaliger Zeit vermutlich an der selben Stelle, nahe der Kirche, an der im Jahre 1823 der erste Großdobritzer Schulneubau errichtet wurde (heute: Kirchweg 1). Zum Gebäude selbst gehörte noch ein recht weitläufiger und gepflegter Garten. Das Gebäude diente über die Jahrhunderte nicht nur als Küsterwohnung sondern auch, im weitesten Sinne, als Schule. Dieser Umstand hielt sich bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts.
1637
Der Verlauf des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) wirkte sich auch verheerend auf die Ortschaft Großdobritz aus. Nachdem die schwedischen Truppen zu Jahresbeginn in den Meißner Kreis eingefallen waren raubten, zerstörten und mordeten sie wie es ihnen beliebte. Während der Belagerung von Großdobritz verwüsteten die schwedischen Soldaten die Äcker, plünderten das Dorf, bedrohten die Einwohner und legten zum Ende hin vielerorts Feuer. Durch den anschließenden Großbrand wurden neben vielen Wohnhäusern auch die Kirche und das damalige Schulgebäude zerstört.
1646
Durch den Friedensvertrag von Eilenburg endete der Krieg in Kursachsen bereits zum 31.März 1646 und somit mehr als 2 Jahre vor dem endgültigen Westfälischen Frieden vom Oktober 1648. In diesem Jahr zählte Großdobritz noch 72 Einwohner. Vor dem Dreißigjährigen Krieg dürften es etwa um die 400 gewesen sein.
1687
Laut mehrerer Berichte wurde die Großdobritzer Kirche in all ihren Jahren, aufgrund ihrer hölzernen Bauweise, mehrfach durch Feuer beschädigt bzw. brannte mindestens drei Mal komplett nieder. Ein solch verheerendes Feuer fand laut Berichten auch im Jahre 1687 statt.
"Villa Minna" / später Brauerei / (Dresdner Str. 1) / 1906
ehem. Restaurant "Buschhaus"
ehem. Gaststätte "Buschhaus"
Großdobritzer Familie
1706
Auch Großdobitz blieb während des Großen Nordischen Krieges (1700-1721) nicht verschont und musste im September 1706 eine Belagerung durch schwedische Truppen, angeführt vom Schwedischen König Karl XII., aushalten. Dies belegt eine Kirchenrechnung aus dem besagten Jahr, welche aufführt das aufgrund der schwedischen Besatzung keine Ephoralversammlung hatte stattfinden können.
1728 - 1730
In den historischen Unterlagen des Meißner Schulamtes sind mehrere Dokumente archiviert, welche über die Reparaturen an der Großdobritzer Kirche, der Anschaffung einer neuen Glocke sowie über einen angestrebten, steinernen Neubau berichten. Des Weiteren liegen diesen Dokumenten Grundrisszeichnungen der geplanten Fassade und des Kirchturmes bei. Aus weiteren Aufzeichnungen geht hervor, das der erwähnte Neubau der Großdobritzer Kirche wohl zwischen den Jahren 1728 und 1730, während der Amtszeit des damaligen Pfarrer Merbitz, stattfand und sich die Kosten auf rund 1270 Thaler beliefen. In einer handschriftlichen Aufzeichnung des späteren Pfarrers Martin Grafe wird die Fertigstellung des Kirchenneubaues auf das Jahr 1730 datiert. Er erwähnte zudem, das im Zuge der Fertigstellung auch ein neuer Kirchturmknopf, mitsamt einem goldenen Kreuz, aufgesetzt wurde. Ob der Kirchenneubau auf einen der oft erwähnten Brandschäden zurückgeht läßt sich nicht mehr nachweisen. Es ist aber anzunehmen daß sich das eigentliche Kirchgebäude seit jeher an heutiger Stelle befunden hat.
1735
Die ersten drei Glocken für die Großdobritzer Kirche kaufte man im Jahr 1735 für eine Summe von 283 Thaler und 18 Groschen. Die Glocken, welche im Folgejahr fertiggestellt und geweiht wurden, goß der Dresdner Johann Gottfried Meinhold. Aufgrund eines unharmonischen Klanges wurde die mittlere Glocke später noch einmal umgegossen.
1745
Die nach dem Großdobritzer Kirchenneubau von 1728-1730 neu aufgestellte Orgel war bereits nach kurzer Zeit dermaßen unbrauchbar geworden das man gezwungen war eine neue anzuschaffen. Unverständlicherweise kaufte man über den Hoforgelbauer Hähnel aus Dresden für stattliche 150 Thaler die alte Leubener Kirchenorgel, welche im gleichen Zuge nochmals ganze 208 Thaler extra für sofortige Reparaturen, den eigentliche Transport und Unterhaltskosten für die zwei Personen während des Aufstellvorgangs kostete. In den folgenden 106 Jahren ihrer Nutzung benötigte aber auch diese Orgel immer wieder kleinere und größere Reparaturen. Erst im Jahre 1851 wurde von der Kirchenbehörde die Genehmigung für einen Orgelneubau erteilt.
1753
Das Großdobritzer Kirchgebäude wurde in diesem Jahr mit einer neuen Turmuhr ausgestattet, welche vom Schmiedemeister Daniel Reinholdt aus Groitzsch gefertigt wurde. Diese Uhr war über einhundert Jahre in Betrieb und funktionierte offenbar zur allgemeinen Zufriedenheit. Die Kosten für die Turmuhr beliefen sich damals auf 83 Thaler.
1756 – 1763
In einem handschriftlich verfassten Dokument aus dem Jahr 1770 berichtet ein ehemaliger Großdobritzer Einwohner über einige Erlebnisse aus der Zeit des Siebenjährigen Krieges (1756-1763), welcher in Sachsen mit dem Einfall der Preußischen Armee im September 1756 begann. Laut diesem Bericht war der Verfasser während des Krieges als Richter tätig und musste dementsprechend einiges an Übergriffen und Gräueltaten miterleben, auch gegen seine Person selbst. Kriegsbedingt stiegen ab dem Jahr 1759 auch die Preise für Getreide und Futtermittel spürbar an, so das es für viele Familien schwerer wurde ihre täglichen Ernährung zu sichern und in vielen Fällen noch benötigtes Viehfutter zu beziehen. Im Jahr 1760 lagerte zudem der damalige preußische König Friedrich II. mit seiner Armee für vierzehn Tage in der Ortslage Großdobritz. Während dieser kurzen Zeit wurden seitens der Besatzer keinerlei Rücksicht auf die bereits stark leidende Bevölkerung genommen. So wurden auch noch die letzten Habseligkeiten geplündert, Besitztum unnötig zerstört und die Einwohner persönlich drangsaliert. 1761 lagerten dann insgesamt 14 kaiserliche Armeeregimenter, mit tausenden von Soldaten, für ganze 5 Monate in der Großdobritzer Gegend. Auch hierbei ließ man gegenüber der Bevölkerung und deren wenigen noch verbliebenen Habseligkeiten keine Milde walten. Nach dem Kriegsende, im Februar 1763, wurde der wirtschaftliche und materielle Schaden, welchen der Ort über die sechs Jahre des Krieges erlitten hatte, mit 48.700 Talern beziffert.
1770
Im Jahre 1770 wurde das mittlerweile stark verwitterte Dach der Großdobritzer Kirche neu eingedeckt sowie die Turmkugel repariert. Im Zuge dessen tauschte man das goldene Kreuz gegen eine grün gestrichene Wetterfahne aus. Die Reparaturkosten für das Kirchendach beliefen sich auf 199 Thaler und 11 Groschen. Die neue Wetterfahne kostete 15 Thaler. Während der Reparaturarbeiten ereignete sich zudem ein Unfall. Ein Zimmermannsgeselle aus Mühlberg stürzte am Nachmittag des 11. Augusts 1770 vom Dachgerüst. Trotz der immensen Höhe trug er keine schwerwiegenden Verletzungen davon. Nach einer medizinischen Untersuchung in Meißen wurde der Geselle für 6 Tage freigestellt. Laut der Kirchenabrechnung wurde sein Lohn für diese Genesungszeit aber weiterhin gezahlt.
1821-1823
Nachdem sich der Bauzustand des Großdobritzer Schulgebäudes über die viele Jahre stetig verschlechterte und auch die, vom Lehrer selbst bewohnten, Räumlichkeiten in einem kümmerliche Zustand waren entschloss man sich 1821 für einen umfangreichen und massiven Neubau, welcher bereits rund ein Jahr später fertiggestellt wurde. Der Neubau, dessen Errichtung rund 1500 Thaler kostete und aus der Kirchenkasse finanziert wurde, umfasste zwei Stockwerke mit einem entsprechend großen Unterrichtsraum und einer ebenso geräumigen Lehrerwohnung. Zu jener Zeit wurde die Schule von insgesamt 80 Schulkindern besucht, welche ab diesem Jahr vom neu angestellten Schullehrer Karl Gottlob Naumburger unterrichtet wurden. Dieser übernahm die Anstellung vom vorherigen Schulmeister Johann Gottfried Niese, welcher kurz zuvor in den Ruhestand versetzt wurde. Das neu errichtete Schulgebäude sollte letztendlich aber nur für rund 50 Jahre ausreichend sein.
1837
Das Dorf Großdobritz umfasste zu damaliger Zeit 60 Häuser mit insgesamt 372 Einwohner und stand fast vollständig unter der Gerichtsbarkeit des Amtes Hayn (Großenhain). Nur vier Grundstücke, und deren 22 Bewohner, standen unter der Erbgerichtsbarkeit des Lauterbacher Rittergutes. Die hauptwirtschaftliche Grundlage war damals der Ackerbau und, im kleineren Maße, der Weinanbau. Gut die Hälfte der Ortschaft bestand damals aus Bauergütern.
1867
In diesem Jahr begann man mit der Zusammenlegung der, durch oftmalige Erbteilung unwirtschaftlich klein gewordenen, Feld- und Wiesengrundstücke in der Ortslage Großdobritz. Die Planübergabe dieser “Flurbereinigung” erfolgte im Herbst 1868. Die Kosten der Neustrukturierung, mit dazu benötigtem Wege- und Grabenbau, betrugen etwa 33.000 Mark. Die zusätzlich durchgeführten Drainagen der größeren Grundstücke kostete nochmals etwa 30.000 Mark.
Bauern / 1923
vor ehem. Kreispolizeistation / ca. 1949
ehem. Kindergarten / 1960
Schießsportanlage im Bau / 1972
1870
Im Verlauf der Deutschen Einigungskriege kam es zwischen 1870 und 1871 zur dritten kriegerischen Auseinandersetzung, dem sogenannten Deutsch-Französischen Krieg. Nachdem Frankreich am 19. Juli 1870 Preußen den Krieg erklärt hatte kämpften der Norddeutsche Bund unter preußischer Führung mit Unterstützung durch Bayern, Baden, Hessen-Darmstadt und Württemberg gegen die französischen Truppen und konnte bereits nach wenigen Wochen einen Großteil der gegnerischen Armee besiegen. In die Kampfhandlungen waren auch 17 Großdobritzer Bürger als einfache Soldaten mit einbezogen. Bis auf einen, den Gutsbesitzersohn Louis Dienst, welcher am 30. November 1870 in der Schlacht um Paris fiel, kehrten alle wieder in die Heimat zurück.
1873/1875
Da sich die Bevölkerung in Großdobritz und Umgebung erheblich vergrößerte und somit entsprechend mehr Nachwuchs nachkam sprach sich der damalige Schulvorstand abermals für eine Modernisierung des örtlichen Schulgebäudes aus. Schlussendlich entschied man sich für einen weiteren, diesmal entsprechend größeren Neubau, welcher dem, zu dieser Zeit neu eingeführten, Vierklassensystem gerecht wurde. Neben den Klassenräumen sollte auch dieser Neubau eine Wohnung für Haupt- und Hilfslehrer enthalten. Baubeginn war im August 1875.
Die offizielle Volkszählung vom 1. Dezember 1875 ergab für Großdobritz insgesamt 233 männliche und 252 weibliche Bewohner, in Summe 485.
1877
Mit einer Feier, einem Festumzug und einem anschließenden Festessen im örtlichen Gasthof wurde das neue Großdobritzer Schulgebäude am 17. Mai 1877 offiziell eingeweiht.
1880-1882
Nachdem bereits im Februar 1880 ein erneuter Versuch unternommen wurde die Genehmigung für einen Kirchenneubau zu bekommen, bekam man für das folgende Jahr die lang ersehnte Zusage. Am 19. Mai des Jahres 1881 wurde der Grundstein für den Kirchenneubau gelegt, welcher vom Architekten Gotthilf Ludwig Möckel im neugotischen Stile entworfen wurde. Bereits am 10. Juli 1882 konnte der Neubau, mit einer Ansprache vor der Schule, einem Festumzug, der Schlüsselübergabe an den Pfarrer und einem anschließenden Festgottesdienst eingeweiht werden. Der Altar wurde aus Sandstein erbaut und mit einer prachtvollen Christusgestalt aus französischem Kalkstein geschmückt. Die seitlichen Chorwandbilder wurden, ebenso wie die Fensterrose, vom Dresdner Historienmaler Franz Wenzel Schwarz, im Auftrag des akademischen Rates, angefertigt.
1912
Laut dem damaligen Adreßbuch für die Stadt Großenhain und den umliegenden Ortschaften hat Großdobritz insgesamt 771 Einwohner und umfasst eine Fläche von 809,09 Hektar. Zudem besaß die Ortschaft ein Postamt und eine Fernsprecherstelle. Der Gemeindevorstand zu jener Zeit ist Ernst Herrmann Risse, der zuständige Ortsrichter Adolf Kranke und der damalige Kirchschullehrer Richard Kaiser.
1924-1926
Der „Dresdner Motorrad- Club 1914“ veranstaltete am 29. Juni 1924 in Ortsnähe das erste Motorradrennen. Die Strecke führte von Moritzburg über Berbisdorf, Radeburg, Buschhaus (Großdobritz) und Auer wieder nach Moritzburg. Dieses Ereignis lockte ca. 50.000 Zuschauer an die etwa 28 km lange Strecke. Die „2. Dreiecksfahrt im Moritzburger Wald“ startete am 16. August 1925. Das dritte und letzte Rennen fand am 1. August 1926 statt, danach wurden die Rennen auf das besser ausgebaute “Grillenburger Dreieck” (Tharander Wald) verlegt. Auf den damals noch unbefestigten Straßen erreichte der schnellste Fahrer bei 6 Runden ein Stundenmittel von 94,3 km/h.
1929
Im Gebiet Meißner Weg/Jessener Graben führte man damals gezielte archäologische Grabungen durch. Dabei fand man Urnengräber im Steinpackungsstil (Flachgräber) aus der Bronzezeit.
1933
Aus Unterlagen geht hervor, das zu dieser Zeit in Großdobritz ein Männergesangsverein namens "LYRA" existierte.
1942
Am 22. Juni 1942 wurde die "Freiwillige Feuerwehr Großdobritz" gegründet. Erster Wehrleiter wurde der Klempnermeister Erich Faust. Allerdings gab es davor bereits eine sogenannte Pflichtfeuerwehr, welche seit ca. 1928 bestand.
1939-1945
Der 2. Weltkrieg ging auch an Großdobritz nicht ohne Spuren vorüber, wobei sich die Auswirkungen erst in den letzten Monaten des Krieges zeigten. So mussten im Februar 1945 kurzzeitig etwa 70 schlesische Flüchtlinge untergebracht werden. Später gab es wiederholt Durchläufe von größeren Flüchtlingsgruppen, welche ebenfalls versorgt werden mussten.
Im März 1945 kam es mehrfach zu Luftkämpfen über der Ortschaft, infolge derer zwei deutsche Jagdflugzeuge sowie ein alliierter Bomber abgeschossen wurden. Von letzterem konnten sich 9 Personen mit dem Fallschirm retten. Zwischen dem 24. und 29. April 1945 wurde die Ortschaft kurzzeitig von sowjetischen Soldaten besetzt, bis diese durch einen deutschen Gegenangriff im Morgengrauen des 30. April wieder zurückgedrängt werden konnten. Im Laufe des gesamten Krieges wurden etwa 95 Männer aus Großdobritz als Soldaten eingezogen, der jüngste 16 Jahre, der älteste 47 Jahre alt - davon kehrten 41 Männer nicht zurück.
ehem. Kindergarten / 1974-1995
ehem. Gemeindeamt / 1990er
ehem. Brauerei / heute Wohnhaus (Dresdner Str. 1)
Renaturierung Dorfteich / Jan.-Juni 1996 (Foto: WS)
1946-1951
Nachdem man 1946 für die sommerliche Erntezeit im örtlichen Gasthof bereits eine behelfsmäßige Kindertagesbetreuung eingerichtet hatte wurde diese bereits ab 1948 ganzjährig betrieben. Für eine sinnvollere Unterbringung der Kinder wurde 1951, aus alten Wehrmachtsbeständen, zwischen dem Hagenhof und der alten Brauerei (Villa Minna) eine neue Baracke errichtet.
1957
Die Buslinie Großenhain–Dresden wurde eröffnet. Der Bus fuhr anfangs nur zweimal täglich, früh und abends, jeweils in beiden Richtungen.
Der "SG Großdobritz" veranstaltete am 10. Februar 1957, auf einer eigens dafür errichteten Skisprungschanze, am sogenannten “Wolfsberg”, einen öffentlichen Sprungwettbewerb. Im Beisein von geschätzten 80 Zuschauern siegte der mehrmalige alpine Kreismeister Gerhard Zierold aus Oberau mit Sprüngen über eine Distanz von 13 Metern und 13.5 Metern. Zweiter wurde damals Herbert Müller, ebenfalls aus Oberau. Bei der Jugend gewann Wolfgang Altermann aus Großdobritz mit einer Weite von 11 Metern und 11.5 Metern. Bei den Knaben siegte Roland Fichtner aus Oberau mit einer Weite von 9.5 Metern und 10 Metern.
1966
Am Ortsrand von Großdobritz (heute: Hohlweg 2/4) entstand in Plattenbauweise ein Neubau mit insgesamt 12 Wohneinheiten. Die ersten Mieter konnten bereits 1967 einziehen.
1970
Am 4. und 5. März schneite und stürmte es so stark, daß die Ortschaft für zwei Tage von der Außenwelt abgeschnitten war. Die Schneewehen waren teilweise bis zu drei Meter hoch. Einwohner versuchten die Straßen frei zu schaufeln, selbst ein Panzer aus Großenhain kam zum Einsatz.
1978
Ab Januar 1978 wurden für die Straßen amtliche Namen eingeführt. Die sogenannte "große Seite" des Dorfes wurde zur Dresdner Straße, die "kleine Seite" wurde zur Friedensstraße. Die Straße Richtung Gohlis, ab der Schmiede, wurde zum Hohlweg. Außerdem gibt es seitdem die Ermendorfer Straße, den Böhlaer Weg, den Schulweg (ab 1995 Kirchweg) und den Mühlweg. Die bisherigen, einfachen Hausnummerierungen, die seit mindestens 1840 bestanden, waren somit nicht mehr gültig.
1990
Im März 1990 wurde von Gerhard Schurig aus Gohlis, der sich große Verdienste um die damalige Schießsportanlage Großdobritz erworben hatte, der “Sächsische Jagd- und Schützenverein Meißen/Elbe e.V. 1990” (heute SJSV e.V.) gegründet. Der bisherige Betreiber der Anlage, die GST (Gesellschaft f. Sport u. Technik), wurde mit dem Ende der DDR aufgelöst.
1992
Mit der Einweihung der Tankstelle am 30. Oktober 1992 wird das Gesamtbauvorhaben eines Autohauses mitsamt Werkstatt und Tankstelle durch Familie Peschel/Wehner abgeschlossen. Im Zuge dieser Unternehmung wurde ein alter Dreiseithof abgerissen.
1994
Im Zuge der Gemeindegebietsreform schließen sich die damalige Gemeinde Niederau (Oberau, Gohlis, Niederau) und die Ortschaften Großdobritz, Gröbern, Jessen und Ockrilla zum 1. Januar 1994 offiziell zur Großgemeinde Niederau zusammen.
1998
Ab 26. März erfolgt die Trinkwasserversorgung durch den Wasserverband Brockwitz-Rödern, da die Qualität des Wassers nicht mehr den Vorschriften entsprach. Dafür wurde eine Versorgungsleitung vom Recyclingpark Gröbern zum komplett sanierten Hochbehälter verlegt. Das alte Wasserwerk unter dem Hegelsberg wurde stillgelegt und von Wolfgang Schurig (Wasserbau Schurig) übernommen. Die Brunnen sollten als Notreserve erhalten werden.
2008
Im Zuge der Verlegung eines Teilstückes der OPAL-Erdgas-Trasse durch Sachsen zum Ende des Jahres 2009 wurden vorher umfangreiche archäologische Untersuchungen an den verschiedenen Streckenabschnitten vorgenommen. Auf Großdobritzer Flur fanden daher von September bis November 2008 verschiedenen Ausgrabungen am südöstlichen Ortsausgang, in Richtung der Radeburger Straße (S177), statt. Dabei fand man einen hölzerner Brunnen aus spätslawischer Zeit. Durch eine sogenannte Dendrologische Analyse der gut erhaltenen Holzreste konnte der Einschlag der Bäume auf das Jahr 918 datiert werden.
Recherchen: E. Grütze , H. Witschel , W. Witschel , R. Hoffmann Stand: April 2024
Ausgrabung eines frühzeitlichen Brunnens / 3.QT 2008
Ausgrabung eines frühzeitlichen Brunnens / 3.QT 2008
FFW Großdobritz-Gohlis / Juni 2019
Kirche Großdobritz / 2022 (Foto: HR)