- CHRONIK -
Das Wasserschloss zu Oberau gehört heutzutage zu den ältesten, noch erhaltenen, Schlössern dieser Bauart in Deutschland. Es liegt unweit der Elbe, in unmittelbarer Nachbarschaft der weltberühmten Porzellan-Stadt Meißen und geht im Kern auf eine wehrhafte Wasserburganlage des Mittelalters zurück, welche erstmals im Jahr 1276 eine nachweisbare Erwähnung fand.
Die Besiedlung des, heutzutage als Nassau-Niederung bekannten, Areals geht bis ins 6. Jahrhundert zurück. Zu dieser Zeit begann sich ein Volk, welches zu den slawischen Gruppen gehörte, in diesem Teil des heutigen Meißner Kreises niederzulassen. Auf den Höhen um das weitläufige Talbecken, welches zu damaliger Zeit noch ein umfangreiches Sumpfgebiet beinhaltete, entstanden nach und nach die ersten, festen, slawischen Siedlungen. Diese sind uns bis in die heutige Zeit u.a. als Meißner Stadtteil Bohnitzsch, sowie als die Dörfer Gröbern und Zscheila bekannt. Im Zuge der Besiedlung und Nutzbarmachung der vorhandenen Ländereien wurde einige Zeit darauf die nördliche Seite der heutigen Nassau-Niederung Stück für Stück entwässert und dadurch ebenfalls bewohnbar gemacht. Die hier entstandene Siedlung wurde erstmals im Jahr 1274 als „Ouwa“ bzw. „Owa“ nachweislich erwähnt. Dies beweist eine Urkunde vom 26. April 1274, in welcher der damalige Marktgraf Heinrich III. den Kauf und die Belehnung dieser Siedlung durch die ritterbürtige Freiberger Familie Theler bestätigte.
Die Bezeichnung „Ouwa“ bzw. „Owa“ benennt im Mittelniederdeutschen ein von Wasser umflossenes Gelände beziehungsweise ein durch Bäche und Gräben abgetrenntes Stück Land. Diese Benennung galt damals im Allgemeinen noch für den gesamten Besiedlungsbereich im nördlichen Teil der Nassau-Niederung. Dennoch waren die damaligen Siedlungen bereits in zwei gesonderte Ortschaften aufgeteilt. Dies belegt eine urkundliche Nennung der beiden Ortschaften aus dem Jahr 1311 als „Aw superior (lat. höherliegend) et inferior (lat. untergeordnet)“. Eine später durchgeführte, namentlich konkretere Trennung belegt eine Urkunde vom 27. Oktober 1368, in welcher ein Ulrich von Gorenz dem Burggrafen Meinher V. & Berthold von Meißen das Kirchpatronat von Niederau „yn dem Dorfe ezu der Nydirowe“ abtritt.
Im Jahr 1286 erfolgte vermutlich der erste Umbau des Turmes zu einem, weiterhin wehrhaften, Wohnturm, im Stile eines "Weiherhauses". Besonderes architektonisches Augenmerk liegt dabei, aus heutiger Sicht, auf die im Inneren des Turmes befindliche Treppe und die nach außen hin angeordneten Wohnräume.
Am 3. März 1433 kaufte ein gewisser Bernhard von Miltitz die Dörfer Obir Auwe, Gohles und das, damals bereits als „wüste Mark“ umschriebene, Dorf Droschkevis von den Gebrüdern Hans und Günther von Ohorn ab. Für die vermutete Lage, der damals bereits aufgegebenen Sieldung, gibt es nach heutigem Erkenntnisstand aktuell drei potentielle Regionen. (siehe auch: "Heimatkunde", Ausgabe Nr.2, März 2022). Kurze Zeit später, am 6. November 1433 überschrieb Bernhard von Miltitz diesen gesamten Besitz seiner Gemahlin Afra. Im Jahre 1436 verkaufte Bernhard v. Miltitz schließlich all seine Besitztümer, mit allen Rechten und dem Kirchpatronat, an das Kloster Zelle, dem heutigen Kloster Altzella.
Die Verwaltung der Ortschaft Oberau, samt den zugehörigen Ländereien, unterlag dem Kloster Altzella danach fast ein Jahrhundert lang. Die Ortschaften Oberau und Niederau standen zu dieser Zeit unter der Obhut des Kurfürsten Moritz von Sachsen. Dieser gab 1543 die beiden Dörfer „Oberawe“ und „Niderawe“, welche damals als „Pertinenzen“ (Nebengüter) des Klosters Altzella angesehen wurden, als Lehen an Kaspar von Ziegelheim weiter. Nach dessen Tod kaufte der Oberhauptmann des Meißner Kreises, Ernst von Miltitz auf Batzdorf, die Orte Oberau
(samt Klostergut), Niederau und das Dorf Gohlis für 5500 Gulden.
Unter der Führung der Familie von Miltitz entstand nicht nur der, heute noch in Grundzügen erkennbare, Schlossbau, sondern es fanden in den insgesamt 233 Jahren der Miltitzschen Herrschaft weitere prägnante Umbauten am Rittergut statt. So erweiterte man beispielsweise den Wohnturm um einen länglichen Neubau mit betonten Giebelaufsätzen, sogenannten Volutengiebeln, und unterzog die restlichen Gebäudeteile einer umfangreichen Umgestaltung im Sinne eines Renaissanceschlosses. Im Zuge dieser Maßnahmen stattete man das Innere des Schlosses auch mit bemalten Holzdecken und anderen Schmuckelementen aus.
orig. Volutengiebel (Foto: RD 2020)
Bemalte Holzdecken (Foto: HR 2013)
Schwedenkönig Karl XII.
Christian Fürchtegott Gellert (Gemälde: Gottfried Hempel, 1752, Halberstadt)
Am 13. Februar 1706 vereinnahmte einmal mehr hoher Besuch die Oberauer Schlossgemächer. Karl XII., König von Schweden, bezog im Zuge des Großen Nordischen Krieges (1700-1721), in welchem die damalige Vorherrschaft im Ostseeraum zwischen Schweden und der Dreierallianz des Russischen Zarenreiches, der Personalunionen Sachsen-Polen sowie Dänemark-Norwegen ausgefochten wurde, erstmals sein Quartier in Oberau. Ein zweites Mal quartierte er im Zeitraum vom 14. – 15. September 1706 auf Schloss Oberau, nachdem er mitsamt seinen Truppen gewaltsam durch die Weinberge am heutigen Friedewald in die Gemeinden Oberau und Niederau einfiel. Während seine Armee in der Nähe des heutigen
Weinböhla biwakierte, besuchte er die Städte Leipzig und Meißen. Seinen letzten Besuch stattete er der Gemeinde Oberau zwischen dem 6. und 7. September 1707 ab. Diesmal stationierte er seine Armee im direkten Umfeld des Dorfes. Nach einem kurzen Besuch der Stadt Dresden verließen er und seine Truppen Sachsen am 8. September 1707 für immer.
Zu Pfingsten des Jahres 1769 genoss der deutsche Dichter und Moralphilosoph Christian Fürchtegott Gellert, während seiner letzten Heimatreise, die Miltitzsche Gastfreundschaft auf Schloss Oberau. Dieser Aufenthalt in Oberau und die von ihm erklärte Liebe zum Ort und dessen Umgebung verschafften Gellert eine spätere Ehrung durch die Gemeinde, welche zwei Örtlichkeiten nach ihm benannte. Heute bekannt als „Gellertbrunnen“ und „Gellertberg“.
Miltitzsche Familenwappen
Kalkofen (Zeichnung: G. Mokronowski 1987)
Kreuzbogen | Badestube EG (HR 2019)
Ritterrelief Ostwand (JK 2020)
Die Ära der Familie Miltitz auf Schloss Oberau endete 1783 mit dem Verkauf des Rittergutes an den weimarischen Stallmeister Kurt Friedrich von Schönberg. Dieser verkaufte das Schloss aber bereits im Folgejahr weiter an den Chemnitzer Kaufmann Johann Friedrich Hiller. Nach dessen Tod im Jahr 1793 erbte es dessen Tochter Dorothea Amalie Hiller, verheiratet mit Lieutenant Johann Ludwig Bonniot.
Im Jahr 1807 übernahm Kanzler Ernst Friedrich Karl Amilius Freiherr von Werthern das Oberauer Rittergut, zu welchem damals die, von Lieutenant J.L.Bonniot erbaute, Kalkbrennerei, sowie mittlerweile eine Ziegelei, zwei Winzerhäuser und eine Brauerei gehörten. Der Kanzler von Werthern begann kurz darauf abermals das Schloss und den angeschlossenen Garten umzugestalten. Zudem verbesserte er die Bewirtschaftung der zum Gut gehörenden Weinberge. Nach dem Tod Freiherr von Werthern im Jahre 1829 fiel das gesamte Gut in die Obhut seiner Witwe Freifrau von Werthern, einer Geborenen von Wuthenau.
Im Jahr 1846 kaufte ein gewisser August Kabrun aus Berlin des Oberauer Gut. Obwohl er später im Ort eine Brotfabrik errichten ließ erregten seine offenbar recht grobe Persönlichkeit und sein schroffes Benehmen eine Menge Unzufriedenheit in Oberau und Umgebung. Nach aktueller Erkenntnis wurde vermutlich in dieser Zeit der heutige Turm an das Schloss angebaut. Während des Umbaus wurden auch Teile des ehemaligen „Wendelsteines“, der innenliegende Treppe verwendet, welche man heute noch in der Außenwand des Turmes wiederfinden kann.
Im Jahr 1865 wurde das Oberauer Gut von dem Berliner Unternehmer Friedrich Henning von Arnim übernommen, welcher dem Planitzer Zweig des Geschlechts von Arnim entstammte und der jüngste Sohn des Merseburger Domherren Carl Christoph III. von Arnim war. Nach dem Erwerb des Grundstückes ließ er unter Neubaumaßnahmen die Schlossgiebel, den Turm sowie einen Gebäudeflügel merklich verändern. Der Turm wurde gotisch überformt und erhielt neben einer Sandsteinbalustrade einen kegelförmigen Aufsatz. In den oberen Etagen wurden die, durch die Familie Miltitz eingebauten, hölzernen Decken, durch neu eingezogene Überformungen verdeckt. Einzig die im Erdgeschoss enthaltenen Kreuzgratgewölbe erhielt man in ihrem Originalzustand. Das am Ostflügel angebrachte Relief eines Ritters stammt ebenfalls aus dieser Zeit.
Später vererbte Henning von Arnim das Rittergut an seine zweite Tochter Johanne Karoline, welche im Jahr 1872, auf eben diesem Gut, Dietrich Carl von Carlowitz auf Proschwitz ehelichte und das Gut Oberau nach dessen Tod im Jahr 1890 als seine Witwe übernahm. Erwähnenswert sei hierbei der Umstand das besagte Johanne Karoline von Carlowitz das Oberauer Schloss während der gesamten Zeit ihres Besitzes nicht selbst bewohnte. Die erstgeborene Tochter aus dieser Ehe, Franziska Elisabeth von Carlowitz, heiratete 1899 den dänischen Oberhofjägermeister Peter Johansen Flach de Neergaard und siedelte im Zuge der Ehe nach Dänemark über. Nach dem Tod ihrer Mutter Johanne Karoline von Carlowitz
im Jahr 1909, brachte sie das gesamte Oberauer Anwesen als Erbin in den Besitz der Familie de Neergaard.
Richard Löser & Frau Martha (ca. 1930er)
Molkereiwirtschaft (ca. 1930er)
Tordurchfahrt auf Haupthof (ca. 1930er)
Schlossteichentschlammung (1936)
Zwischen den Jahren 1887 und 1925 wurde das Gut Oberau an den Ökonomierat Richard Löser verpachtet. Unter dessen Obhut wurde 1920 die, auf dem Gelände des Guts befindliche, Weinpresse inklusive der dazugehörigen Wirtschaftsgebäude weggerissen. Das noch nutzbare Material der Presse verwendete man kurze Zeit später für den Bau von Arbeiterwohnungen. Während der Pachtzeit schaffte es Richard Löser die Rinderzucht erheblich zu verbessern und wurde, im Zuge der vielen Prämierungen und Ehrungen bei landwirtschaftlichen Ausstellungen, weithin über die Grenzen Sachsens bekannt.
Da im Zuge des 1. Weltkrieges die Finanzmärkte stark in Mitleidenschaft gezogen wurden und der folgenden Wertverfall der deutschen Reichsmark das Vermögen der Familie de Neergaard drastisch verringerte beschlossen Peter J.F. de Neergaard und seine Frau Franziska Elisabeth im Jahr 1922 ihr Anwesen in Tårnborg (Dänemark) zu verkaufen und mit den Kindern Carl Ferdinand und Else auf das Schloss Oberau umzusiedeln. Das Gut Oberau ging nach dem Tod Peter J.F. de Neergaards im Jahr 1931 als Erbe auf seine Witwe Franziska Elisabeth über, welche das Schloss weiterhin mit ihren beiden Kindern bewohnte.
Die Pachtnachfolger wurden Richard Lösers Sohn Georg und dessen Frau Margarethe, welche das Gut Oberau ab dem Jahr 1925 verwalteten. Zu dieser Zeit vergrößerte sich auch die Wirtschaftlichkeit der gutseigenen Molkerei. So wurden bereits 1927 die dort produzierten Produkte mit eigenen Fahrzeugen in die nähere Umgebung ausgeliefert. Nachdem die Regierung des Deutschen Reiches das „Reichsfettbewirtschaftungsgesetz“ erließ und die Molkerei daraufhin geschlossen werden musste, gab auch Georg Löser die Pachtung des Grundstückes auf und übergab es im Jahr 1936 an den letzten Pächter Karl von Goldhammer. Im Jahr 1937 wurde das gesamte Rittergut Oberau, mitsamt Schloss und dem dazugehörigem Park,
unter Denkmalschutz gestellt.
Kurz vor dem Ende des 2. Weltkrieges und dem bevorstehenden Einmarsch der russischen Armee floh die letzte Besitzerin, Franziska Elisabeth de Neergaard (geb. v Carlowitz), mit ihrer Tochter Else in Richtung der schweizerischen Grenze. Franziska Elisabeth de Neergaard verstarb am 4. August 1945 in Konstanz am Bodensee.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges (1939 – 1945) führte man in der gesamten Sowjetischen Besatzungszone die sogenannte „Sozialistische Bodenreform“ durch. Im Zuge dessen wurden Großgrundbesitzer und Kriegsverbrecher entschädigungslos enteignet und ihr Besitz wurde verstaatlicht oder an besitzlose Bauern verteilt. In Folge einer Verordnung der Landesverwaltung Sachsen vom 10.09.1945 wurden die Rittergutsgebäude sowie die dazugehörigen Ländereien aufgeteilt und neu zugeordnet. Es wurden dabei 11 sogenannte Neubauernstellen geschaffen. Des Weiteren erhielten 56 landarme Bauern und insgesamt 92 Kleinsiedler aus Niederau, Oberau, Jessen und Zaschendorf einen gewissen Grundbesitz an Wald und Ackerland. Durch deren Bewirtschaftung sollten sich die ansässigen Familien ernähren können dabei aber noch zusätzlich Lebensmittel für den Staat produzieren.
In den 1950er Jahren entschloss man sich dazu im Schlossgebäude mehrere Wohnungen einzurichten. Dadurch blieb dem Wasserschloss Oberau der, seit langer Zeit geplante aber mehrfach verschobene, Abriss erspart. Später wurde in den Räumlichkeiten ein Kindergarten untergebracht. Von diesem Zeitpunkt an bis ins Jahr 1989 galt das Oberauer Wasserschloss als sogenannter "Volkseigener Besitz", was auch eine Verstaatlichung der zum Rittergut gehörenden Wälder und Teiche bedeutete.
Herrenhaus (GF 2000er)
Herrenhaus (HR 2012)
ehem. Remisehaus / 2003
Vereinshaus Obere Aue e.V. (HR 2012)
1956 richtete man, unter maßgeblichem Einsatz des Lehrers und Ortschronisten Bernhard Martin, in zwei Räumen des Erdgeschosses des Schlossgebäudes eine Heimatstube ein, welche noch bis ins Jahr 1987 bestand hatte, dann aber geschlossen wurde. Die umfangreiche Sammlung an Ausstellungstücken und Dokumenten wurden danach in das damalige Niederauer Gemeindeamtsgebäude ausgelagert. Im Jahr 2000 wurden alle Inventarien der ehemaligen Heimatstube in das Niederauer Schulgebäude umgelagert. Diese wurden dabei erstmals systematisch archiviert und unterliegen seitdem der Gemeindeverwaltung. Seit dem Jahre 2013 erfolgt eine fortlaufende Digitalisierung eines Großteils der noch verwertbaren Dokumente.
Im Jahr 1990, kurz nach der Wiedervereinigung und der darauf folgenden politischen Umstrukturierung der Neuen Bundesländer, fiel der gesamte Innenbereich des Rittergutes Oberau mitsamt Schloss, Gärtnerhaus, Herrenhaus, Eck,- und Langscheune als Volkseigentum wieder in den Besitz der Gemeinde Niederau. Daraufhin verfasste man die ersten Gemeinderatsbeschlüsse in denen die Gemeinde Niederau den Rückerwerb der 1945, im Zuge der Bodenreform aufgeteilten Parzellen, von den damaligen Besitzern anstrebte. In diesem Zeitraum versuchte auch Prinz Georg zur Lippe-Weißenfels, aufgrund seiner Verwandtschaftsverhältnisse zur Familie von Carlowitz, Rückführungsansprüche für das Schloss Oberau geltend zu machen, welche er aber nach langwierigen Verhandlungen im Jahre 1998 schlussendlich zurückzog.
Im November des Jahres 1999 übernahm der „Arbeitskreis Denkmalpflege e.V.“ das Oberauer Gut, auf Basis eines Erbbaupachtvertrages, von der Gemeinde Niederau. Zusammen mit dem „Netzwerk Offene Häuser“ plante dieser Arbeitskreis das Anwesen zu einer internationalen Begegnungsstätte auszubauen. Anfänglich wurden die im Vertrag festgeschriebenen Phasen umgesetzt, da zu dieser Zeit ausreichend ABM-Kräfte zur Verfügung standen und auch die finanzielle Absicherung durch entsprechende Fördermittel gegeben war. Durch das Wirken des Arbeitskreises wurde das Herrenhaus in ein einfaches, solides Gebäude, zur Nutzung als Jugendherberge für bis zu 45 Gäste, umgestaltet.
Im Sommer 2000 beendete man den ersten Teilsanierungsabschnitt des Schlossteiches, welcher die 80prozentige Sanierung der Teichmauern als Trockenmauer und die 50prozentige Entschlammung des Teiches beinhaltete. Zwischen Spätsommer 2001 und November 2002 erreichte man die 50prozentige Instantsetzung des Schlossdaches durch den Einsatz mehrere ABM-Kräfte. Außerdem wurden 2002 im Erdgeschoss sowie in der 1. Etage der Schlossgebäude weitere historische Zeugnisse von Studenten gefunden und teilweise freigelegt. Um das Jahr 2002 kaufte die Gemeinde die Neubauernstelle des Bauern Felix Lehmann zurück und erwarb damit die ehemalige Brennerei, das Remisehaus, Teile des kleinen Parks und rund
einen Hektar Wald. Im Sommer 2002 konnten auch die Sanierungsarbeiten am Mauerwerk des Schlossteiches fortgeführt werden.
Im Mai 2004 wurde die Sanierung der Teichmauern bereits zu 90 Prozent abgeschlossen und auch den Sieg gegen den Schimmelpilz im Schlossinneren konnte man als einen weiteren, kleinen Erfolg werten. Auch wurden die später eingefügten Wände und Zimmer zurückgebaut und man erhielt das heute sichtbare, unverbaute aber dennoch ruinösen Flair des Gebäudes.
Im April 2004 wurden zudem weitere Gelder für das Fortsetzen der Dachsanierung bewilligt. Durch die allgemein schleppend voranschreitenden Sanierungsvorgänge war das Schloss im September 2004 aber insgesamt in einem mangelhaften Zustand und konnte kaum als wirklich „wetterfest“ bezeichnet werden, was daraufhin auch den erwünschten dauerhaften Erhalt der Bausubstanz als äußerst fraglich erschienen ließ. Einen kleinen Teilerfolg konnte man aber 2004 mit der Übergabe des neuen Vereinshauses an die Dorfgemeinschaft „Obere Aue e.V.“ erzielen. Die Grundsubstanz des Gebäudes geht auf die um 1860 erbaute Remise (Wagenhalle) zurück, welche die Gemeinde Niederau zwischen August 2003 und September 2004, unter Mithilfe etlicher freiwilliger Helfer, in rund 8500 Arbeitsstunden umfangreich sanierte.
Zimmerergruppe AXT & KELLE (StS 2006)
Turmspitze aufsetzen (HR 2013)
Turmspitze aufsetzen (HR 2013)
Turmspitze aufsetzen (HR 2013)
Im März 2005 konnten die Instandsetzungs,- und Sanierungsarbeiten am Schloss weitestgehend wieder aufgenommen werden. Damals war das Dach mit historischen, von Hand gestrichenen, Ziegeln eingedeckt und kann weitestgehend als dicht angesehen werden. Im November 2009 beschloss der Niederauer Gemeinderat die Auflösung des laufenden Erbbaupachtvertrages mit dem „Arbeitskreises Denkmalpflege e.V.“ aus Weimar. Als Hauptgrund für diese Entscheidung gab der Gemeinderat das zu schleppende Fortschreiten der Sanierungsarbeiten am Areal und den sichtbar fortschreitenden Verfall von einigen Seitengebäuden an. Die fast zwei Jahre andauernden Verhandlungen über die im Pachtvertrag enthaltene Entschädigungszahlungen endeten im August 2011 mit einem Vergleich. Bis zum Mai 2015 musste die Gemeinde eine Entschädigung von insgesamt rund 450.000,00 € zahlen, eine beträchtliche Summe, die sehr schmerzte, da zum Erhalt des Schlossareals jeder Euro benötigt wurde.
Einen weiteren, größeren Erfolg konnte die Gemeinde Niederau im November 2013 mit dem finalen Aufsetzen der restaurierten Turmspitze auf den statisch überarbeiteten Schlossturm feiern. Die bereits 2006 von mehreren Zimmerleuten restaurierte Konstruktion lagerte viele Jahre gut geschützt auf dem Gelände vor dem Schloss, bis sie am 5. November 2013 per Schwerlastkran endlich auf ihren angestammten Platz zurückgehoben werden konnte.
Aktuell engagieren sich 2 Vereine im historischen Rittergut Oberau. Zum einen der bereits erwähnte „Obere Aue e.V.“, welcher aktiv bei der Erhaltung, Gestaltung und Nutzung des Vereinshauses tätig ist. An zweite Stelle tritt der im Juni 2012 gegründete Förderverein „Wasserschloss Oberau e. V.“, dessen Ziel es ist, in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Niederau, zahlreich Gäste und auch mögliche Investoren für dieses historische Kleinod zu gewinnen. In den letzten Jahren wurden durch die aktive Arbeit des Fördervereins wichtige Instandsetzung,- und Sanierungsarbeiten am Schlosskörper ermöglicht sowie durch unzählige Arbeitseinsätze das weitreichende Schlossparkgelände in einen repräsentativen Zustand gebracht.
Recherchen: S. Sang, R. Hoffmann Stand: 2020